GB 2020

insbesondere die Wertpapierkäufe deutlich aus. Neben diverser nationaler Konjunkturprogramme schnürte die EU Pakete mit einem Umfang von 500 bzw. 750 Milliarden Euro um die Auswirkungen der Coronapande- mie abzufedern bzw. den Wiederaufbau nachhaltig zu gestalten. Die Finanzmärkte erholten sich vergleichsweise rasch von dem Coronaschock. Bereits Ende August über- trafen die weltweiten Aktienkurse (gemessen am MSCI World Index) erstmals wieder das Vorkrisenniveau. Auch die Rohstoffpreise legten im weiteren Jahresverlauf, trotz neuerlicher Anstiege des Infektionsgeschehens in Europa und den USA zum Jahresende sowie neuerlicher Lock- downs, wieder merklich zu. Eurosystem weitet expansive Maßnahmen deutlich aus Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Geldpolitik im vergangenen Jahr nochmals deutlich expansiver aus- gerichtet. Zwar wurden die Leitzinsen nicht verändert. Allerdings weitete das Eurosystem die unkonventionellen Maßnahmen deutlich aus, insbesondere die Wertpapier- käufe. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr Wert- papiere im Umfang von netto rund 1.087 Mrd. Euro er- worben. Darüber hinaus hat die EZB die Konditionen für gezielte längerfristige Refinanzierungsgeschäfte noch- mals attraktiver gestaltet, etwa durch eine Verlängerung des Zeitraums des ausgesprochenen günstigen Zinses für Ausleihungen. Zudem wurden die Anforderungen an notenbankfähige Sicherheiten gesenkt, um Banken den Zugang zu Zentralbankgeld weiter zu erleichtern. Trotz des massiven geldpolitischen Impulses schwächte sich die Inflation im Jahr 2020 pandemiebedingt deutlich ab. Im Jahresdurchschnitt lag die Inflation im Euroraum bei nur 0,3 %, nach 1,2 % im Jahr 2019. Damit unterschritt die Teuerung das Ziel der EZB von unter, aber nahe 2 % deutlich. Breiter Rückgang der Umlaufrenditen deutscher Bundesanleihen Im vergangenen Jahr gaben insbesondere am langen Ende der Zinsstrukturkurve die Renditen deutscher Bundesanleihen deutlich nach. Im März wurden gar historische Tiefstände der Umlaufrendite notiert. Zum Jahresende rentierten Anleihen mit einer Restlaufzeit von dreißig Jahren bei -0,17 %, 52 Basispunkte weniger als zum Ende des Vorjahres. Papiere mit einer Restlaufzeit von zehn Jahren notierten bei -0,58 %. Für Papiere mit einer Restlaufzeit von zwei Jahren lag die Umlaufrendite bei -0,71 %. Das waren 39 bzw. 11 Basispunkte weniger als zum Ende des Vorjahres. Maßgeblich für diesen breiten Rückgang der Umlaufrenditen dürfte die Corona- pandemie und der damit verbundene Einbruch der Kon- junktur im Euroraum gewesen sein. Als Reaktion hierauf weitete das Eurosystem insbesondere die Anleihekäufe massiv aus. Eine etwaige Straffung des geldpolitischen Kurses dürfte sich zeitlich deutlich nach hinten ver- schoben haben. Die Zinsaufschläge von Staatsanleihen anderer Euroraumländer gegenüber deutschen Bundes- anleihen hatten sich zum Ende des ersten Quartals auf- grund der gestiegenen Unsicherheit bezüglich der kon- junkturellen Entwicklung und der wirtschaftspolitischen Reaktion auf die Krise deutlich ausgeweitet. Im weiteren Jahresverlauf bildeten sich die Zinsaufschläge jedoch wieder zurück. Zum Jahresende lagen diese sogar leicht unter den Vorjahreswerten. Einerseits stieg die Nachfrage nach europäischen Staatsanleihen aufgrund der Auswei- tung der Anleihekäufe des Eurosystems. Andererseits ließ die Lastenteilung im Zuge des 500 Milliarden schwe- ren Hilfspaketes und des 750 Milliarden umfassenden NextGenerationEU die Wahrscheinlichkeit neuerlicher Schuldenschnitte im Euroraum geringer erscheinen. In den USA haben die Renditen von Staatsanleihen eben- falls nachgegeben. Hier sanken insbesondere die Zinsen am kurzen Ende der Zinsstrukturkurve. Aufgrund der zu Jahresbeginn noch positiven Kurzfristzinsen konnte die Fed auch mit Zinssenkungen auf den konjunkturellen Einbruch reagieren. Staatsanleihen mit zehnjähriger Rest- laufzeit rentierten zum Jahresende 0,91 %, damit rund 100 Basispunkte weniger als vor Jahresfrist. DAX nach Talfahrt auf neuem Allzeithoch Insgesamt war das vergangene Jahr für Aktionäre durchaus rentabel. Der DAX legte im Jahresverlauf um 3,5 % zu und schloss zum Jahresende bei rund 13.719 Punkten. Unterjährig war das Jahr allerdings durch hohe Unsicherheit bezüglich des Verlaufs der Coronapande- mie geprägt. Zu Jahresbeginn entwickelte sich der DAX positiv und erreichte am 19. Februar ein neues zwischen- zeitliches Allzeithoch von 13.789 Punkten. Mit Ausbruch der Coronapandemie brachen die Aktienpreisnotierun- gen jedoch förmlich ein. Am 11. März stufte die WHO COVID-19 als Pandemie ein. Ebenfalls im März einigten sich Bund und Länder auf einen Lockdown in Deutsch- land. Bis zum 18. März verlor der DAX rund 38,8 % seines Wertes. Im weiteren Jahresverlauf erholte sich der Index jedoch von diesem Einbruch. Zum einen stützte die Wirtschaftspolitik mit einer Vielzahl von Maßnahmen die Konjunktur. Zum anderen konnten Infektionsschutzmaß- nahmen aufgrund weniger Neuinfektionen zurückge- führt werden und die Konjunktur zog im dritten Quartal spürbar an. Der erneute Anstieg des Infektionsgesche- hens sowie der daraufhin beschlossene Teil-Lockdown ab November, welcher im Dezember verschärft wurde, ließen die Aktienmärkte jedoch nicht erneut einbrechen. Vielmehr beflügelten positive Nachrichten zur Wirk- samkeit und Zulassung von COVID-19-Impfstoffen die Aktienpreisnotierungen. Am 28. Dezember schloss der DAX mit 13.790 gar einen Indexpunkt über dem bisher höchsten Tagesendwert von Februar dieses Jahres. Positiv entwickelten sich im vergangenen Jahr insbesondere Werte, deren Güter oder Dienste aufgrund der Pandemie besonders gefragt waren. Die Papiere tourismusnaher Dienstleistungen waren aufgrund von Infektionsschutz- maßnahmen hingegen weniger gefragt. 3

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