Mitgliedermagazin 01-19

Prof. Dr. Björn Maier Prof. Dr. Marcus Sidki MITARBEITER GESTALTEN NACHHALTIGKEIT Wenn sie zusammensitzen und auf die Geschäftsbereiche und -prozesse der Bank blicken, steht für sie immer eine wichtige Frage im Fokus: „Wie können wir noch nachhaltiger werden?“ Es sind die Mitarbeiter, die dem Nachhaltigkeitsrat der Bank angehören und vier verschiedene Arbeitskreise repräsentieren: „Produkte, Prozesse und Nachhaltigkeitsfilter“, „Umwelt und Beschaffung“, „Gesellschaftliches, Soziales und Mitarbeiter“ sowie „Information und Kommunikation“. In ihrer Funktion stel- len sie die Umsetzung der gesetzten Nachhaltigkeitsziele sicher und sind für die Entwicklung neuer Ziele und Maßnahmen verantwortlich. Das Redaktionsteam hat nachgefragt, warum sich die Mitarbeiter für das Thema Nachhaltigkeit einsetzen und welche Erfahrungen sie bereits gemacht haben: Warum haben Sie sich entschieden, dem Nachhal- tigkeitsrat beizutreten? Timo Memmer, Vertreter Unternehmensentwicklung im Nachhaltigkeitsrat: Als Vater zweier Töchter ist es mir wichtig, dass wir Verantwortung für die nächste Gene- ration übernehmen – denn unser Denken und Handeln endet nicht nach unserem Leben. Der Nachhaltigkeitsrat unserer Bank eröffnet mir die Möglichkeit, aktiv mitzuge- stalten und für meine Töchter und ihre Generation eine lebenswerte Zukunft zu schaffen. Was ist das für ein Gefühl, zum Nachhaltigkeitsrat einer Bank zu gehören? Vanessa Fischer, Nachhaltigkeitskoordinatorin: Zum Nachhaltigkeitsrat „meiner Bank“ zu gehören, ist für mich ein richtig tolles Gefühl. Es macht mir sehr viel Spaß, die Geschäftsbereiche und -prozesse mit einem anderen Blick zu betrachten sowie Ideen und Lösungen zu entwickeln, die eine nachhaltige Unternehmensentwicklung voranbringen. Haben Sie schon ein persönliches Highlight erlebt im Rahmen Ihrer Funktion im Nachhaltigkeitsrat? Albert Gumenscheimer, Arbeitskreis „Umwelt und Beschaffung“: Ein persönliches Highlight für mich war es, zu erfahren, dass wir in einigen Teilbereichen bereits viel im Sinne der Nachhaltigkeit getan haben, z. B. bei der Produktion und Nutzung erneuerbarer Energien durch eigene Photovoltaikanlagen oder bei der deutlichen Reduzierung von Papier. Was ist für Sie die wichtigste Aufgabe Ihres Arbeitskreises? Manuela Holewa, Arbeitskreis „Gesellschaftliches, Sozia- les und Mitarbeiter“: In unserem Arbeitskreis nehmen wir unter anderem die Bank als Arbeitgeber genauer unter die Lupe. Hier nimmt das Wohl der Mitarbeiter einen wichtigen Stellenwert ein und es werden auch Fragen thematisiert, die zum Beispiel Arbeitssicherheit und Gesundheit betreffen. Warum, glauben Sie, ist es wichtig, dass eine Bank nachhaltig handelt? Christine Koch, Arbeitskreis „Produkte, Prozesse und Nachhaltigkeits-Filter“: Durch ein nachhaltiges Handeln übernimmt eine Bank Verantwortung und sorgt für eine langfristige Existenzsicherung. Dabei sind nicht nur Berei- che innerhalb, sondern auch außerhalb der Bank betrof- fen. Neben ökonomischen kommen auch ökologische und soziale Aspekte zum Tragen. So wirkt sich ein nachhaltiges Handeln positiv auf die gesamte Bank und deren Umge- bung aus. Lukas Weinkämmerer, Arbeitskreis „Produkte, Prozesse und Nachhaltigkeits-Filter“: Dem stimme ich absolut zu. Da wir nicht nur als Kreditinstitut, sondern auch als Arbeitge- ber und wirtschaftlicher Treiber in der Region agieren, ist es meiner Meinung nach unsere Pflicht, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, um die Region nachhaltig zu stärken. Unter dem Motto „Erfolg durch verantwortungsvolle Wirtschaftlichkeit“ begleiten Prof. Dr. Björn Maier und Prof. Dr. Marcus Sidki vom Institut für Nachhaltiges Banking (INAB) Unternehmen in Sachen nachhaltige Erfolgssicherung. Die beiden Hoch- schullehrer sind von der ersten Stunde an mit dabei gewesen, als sich das Projektteam zum Thema Nachhaltigkeit zusam- mengefunden hat, um die Zertifizierung der Bank anzugehen. Das Redaktionsteam hat nachgefragt, wie sich eine solche Zusammenarbeit gestaltet und worauf es bei der Zertifizierung ankommt. Die VR Bank Südliche Weinstraße-Wasgau eG ist die erste Bank in der Region, die sich freiwillig für Nachhaltiges Banking zertifizieren ließ. Welche Voraussetzungen bringt unsere Bank für das verliehene Zertifikat mit? Sidki: Zunächst einmal muss noch kurz erläutert wer- den, was der Aussagegehalt unserer Zertifizierung ist. Wir bestätigen damit nicht, dass ein Unternehmen nachhaltig ist. Denn zum einen gibt es immer noch keine eindeutige Definition, was Nachhaltigkeit alles umfasst. Und zum ande- ren ist es nahezu unmöglich festzustellen, wann genau ein Unternehmen als nachhaltig gelten kann. Unser Zertifi- kat sagt hingegen aus, dass sich innerhalb der VR Bank Südliche Weinstraße-Wasgau eG umfangreich und stetig mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt wird und die Bank bestrebt ist, sich ständig und dauerhaft ökologisch, sozial und ökonomisch orientiert aufzustellen. Maier: Dabei gilt, dass Genos- senschaftsbanken grund- sätzlich schon aufgrund ihrer Rechtsform und des genossenschaftlichen Wer- tekanons sehr gute Voraus- setzungen mitbringen, das eigene Geschäftsmodell an Nachhaltigkeit auszurichten. Der Nährboden ist also schon vorhanden, nun muss dieser eben auch genutzt werden. Bei der VR Bank Südliche Weinstraße-Wasgau kam hinzu, dass wir es mit einem überaus motivierten und an dem Thema interessierten Projektteam zu tun hatten. Man merkte schnell, dass es hier nicht um ein Aufhübschen ging, um dem Kunden zu gefallen. Es war dem Projekt- team wirklich ernst damit, die Bank im Sinne der Nach- haltigkeit zu verbessern. Und genau dies ist auch ein entscheidender Faktor, um unser Nachhaltigkeitszertifi- kat zu erhalten. Das Zertifikat ist für insgesamt drei Jahre ausge- stellt. Es darf aber nur dann weitergeführt wer- den, wenn die entsprechenden Zielsetzungen erfüllt sind. Wie prüfen Sie das? Maier: Das Thema Nachhaltigkeit ist ja kein Sprint, sondern ein Dauerlauf. Die Bank setzt sich jedes Jahr neue Ziele und wir begleiten das und prüfen, ob die nächsten Meilensteine auf dem Weg erreicht wurden. Ist es aus Ihrer Sicht schwierig, vollständig re-zer- tifiziert zu werden? Sidki: Wenn man für drei Jahre die Hände in den Schoß legen würde: Ja! Wenn man täglich daran arbeitet, dann ist das Zertifikat der Lohn des Fleißes und der Bemühungen. Was sind aus Ihrer Sicht die größten Mehrwerte, die durch Nachhaltiges Banking erzielt werden? Maier: Der Mehrwert besteht darin, wirtschaftlichen Erfolg mit dem Erhalt der Lebensgrundlagen auf der Welt zu verbinden. Das ist natürlich die große Sicht. Im Kleinen geht es auch darum, Vorbild in einer Region zu sein und für diese Vorbildfunktion auch entsprechend belohnt zu werden – sicherlich ideell, aber ebenso auch wirtschaft- lich. So ist der Gedanke der Nachhaltigkeit ja auch ange- legt, alle Dimensionen sollen sich gegenseitig befruchten. Hat das INAB schon andere Banken zertifiziert? Maier: Gegenwärtig führen wir einen vergleichbaren Prozess für eine der zehn größten Genossenschaftsban- ken Deutschlands durch und befinden uns mit weiteren Banken im Gespräch. Die hohe Resonanz hat uns dabei selbst überrascht, aber dass das Thema immer wichtiger wird, hört und sieht man ja auch täglich in den Medien. Sidki: Wir merken dabei einen eindeutigen Trend. Das Thema Nachhaltigkeit wird eben nicht nur bei den Men- schen privat immer wichtiger, sondern auch Unternehmen beschäftigen sich damit. Banken bieten immer mehr nachhaltige Geldanlagen an und die Bankkunden inter- essieren sich dafür, wie nachhaltig „ihre Bank“ ist. Heißt konkret: Was tut „meine Bank“ dafür, den Verbrauch an endlichen Ressourcen gering zu halten, der Gesellschaft etwas zurückzugeben oder die Region zu stärken? (links) Timo Memmer, Christine Koch, Albert Gumenscheimer, Vanessa Fischer – (rechts) Lukas Weinkämmerer, Manuela Holewa, Heike Graf-Hartmann, Julia Seiler. NACHHALTIGE ERFOLGSSICHERUNG 5 4 Eine Bank wie die Region

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