Mitgliedermagazin 02-18

Foto: Helmut Dudenhöffer Der kühle Fahrtwind riecht nach Herbst. Die Blätter der Bäume verfärben sich und schillern in leuchtenden Rot- und Gelbtönen. Morgentau glitzert im Sonnenlicht, als wir unser Ziel Herxheim bei Landau aus westlicher Richtung mit dem Fahrrad erreichen. Die Ortsgemeinde, die zum Kreis Südliche Weinstraße gehört, liegt auf fruchtbarem Boden und so überrascht es nicht, dass hier bereits in der Jungsteinzeit die ersten Menschen siedelten. Ende der 1990er Jahre hat man zufällig einen 7000 Jahre alten Weiler entdeckt. Archäologische Ausgrabungen dauern bis heute an und fördern zahlreiche spektakuläre Funde zu Tage. Neben Keramikscheiben und Tierknochen finden sich auch Menschenknochen mit Schnittspuren und abgetrennte Schädel in den Grubenanlagen, die auf Kannibalismus und Tötungsrituale hindeuten. Die Funde belegen auch Siedlungen aus der Bronzezeit, aus der keltischen Eisenzeit und aus der Römerzeit. Alemannen und Franken haben hier gesiedelt. So ist es kaum verwunderlich, dass unser erstes Ziel das örtliche Museum ist, das die spannende Geschichte hinter den Funden der Ausgrabungen präsentiert. Wir passieren das Ortsschild und folgen der langen Hauptstraße bis zur Ortsmitte. MITTELPUNKT VON KUNST UND GESCHICHTE Gegenüber der Kirche auf dem Gelände einer ehemaligen fränkischen Hofanlage ist das Museum untergebracht. Eine Dauerausstellung erzählt von der Kulturgeschichte Herxheims und von den steinzeitlichen Funden. Die immer wieder neu gewonnenen Erkenntnisse eines internationa- len Forscherteams werden in der Ausstellung vermittelt. Auch die jüngere Geschichte des Ortes wird präsentiert und macht bewusst, warum ausgerechnet der Tabak hier einst solch eine überlebenswichtige Rolle spielte. Nur einen Sprung vom Museum entfernt befindet sich die bekannte Villa Wieser, die uns an ein französisches Landschlösschen erinnert. Mitte des 19. Jahrhunderts von Leonhard Peters erbaut, diente sie dem nach Frankreich emigrierten wohlhabenden Bierbrauer als Sommersitz. Seit 1987 gehört die Villa der Gemeinde Herxheim und wird u. a. für Konzerte, Lesungen und standesamtliche Trauungen genutzt. Im Obergeschoss befindet sich die bekannte Kunstschule Villa Wieser. EIN ORT DER BEGEGNUNGEN Langsam schlendern wir an der Villa vorbei und werden vom Plätschern des Dorfbrunnens angelockt, der sich zwischen Villa Wieser und Rathaus befindet und als Mittelpunkt des Platzes zum Verweilen einlädt. Spontan beschließen wir, bei einer Tasse Kaffee die Son- nenstrahlen dieses schönen Herbsttages zu genießen. Vom ehemals klassizistischen Bau des Rathauses sind heute nur noch das viersäulige Portal und der Balkon übrig. Doch die Fassade lässt auch erahnen, warum es der Pfälzer Schriftsteller August Becker im Jahre 1858 als „palastähnliches Gebäude“ beschrieben hat. Unser Weg führt uns zwei Straßen weiter zur Klingbach- brücke in der Speiertsgasse. Hier wurde ein Waschplatz Ende der 1990er Jahre original wiederhergerichtet. Ein bronzener Waschkorb, eine Wäscheleine und ein Wasch- brett erinnern daran, dass hier bis zum Bau der Wasser- leitung 1928 Wäsche im Klingbach geschwenkt und danach zum Trocknen auf den Wiesen ausgelegt wurde. Zurück in der Hauptstraße kommen wir am Sitz des Chawwerusch Theaters vorbei, das hier seit 30 Jahren schon über 100 Klassiker und regionale Geschichten auf die Bühne gebracht hat. Kräftig in die Pedale tretend fahren wir in Richtung Süden durch den Bruchweg. Zahlreiche Tabaktrockenschuppen machen deutlich, dass der Anbau von Tabak in Herxheim lange Jahre für Lohn und Brot gesorgt hat. Bis 1954 war der Ort zusammen mit dem Ortsteil Hayna die größte tabakanbauende Gemeinde in Deutschland. Mildes Klima, optimale Nieder- schlagsverhältnisse sowie eine gute Bodenbeschaffenheit machten die Kultivierung möglich. Wenig später fahren wir an der Sportanlage Waldstadion vorbei. Denn überregional bekannt ist Herxheim auch für dort stattfindende Motorradrennen wie beispielsweise dem jährlichen Sandbahnrennen an Christi Himmelfahrt. Schließlich machen wir uns auf den Heimweg und ver- lassen den Ort, der geschichtlich, kulturell und auch sportlich einiges zu bieten hat. Hat Ihnen unsere Tour durch Herxheim gefallen? Dann freuen Sie sich auf die nächste Ausgabe des Mitglieder- magazins und den nächsten Teil unserer Serie, wenn es wieder heißt: Unsere Region entdecken. Teil 3 der Serie „Unsere Region entdecken“ – Herxheim AUF DEN SPUREN VON KNOCHEN UND TABAK Foto: Helmut Dudenhöffer 19 18 Für unsere Heimat

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